Ort: |
Freiung, Stulln i.d. Oberpfalz, bei Schwandorf.
(49.438166, 12.107187) |
Öffnungszeiten: |
geschlossen. [2022] |
Eintrittspreise: |
geschlossen. [2022] |
Typ: | Flußspat |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | |
Führungen: |
geschlossen. [2022] |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: |
H. Wolf, L. Kestel (1980):
Reichhart-Schacht / Oberpfälzer Besucherbergwerk,
24 S., Regensburg/Theuern 1980
A. Adler, M. Koch, K. Weiss (1977): 25 jähriges Jubiläum der Knappenvereine Stulln, Wölsendorf, Schwarzenfeld, Stulln 1977 |
Adresse: | Reichhart-Schacht, Konrad Reichhart, Freiung 2, 92551 Stulln, Tel: 09433-1555, Fax: 09433-1555. |
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1890 | Flussspat entdeckt und Abbau durch Wilhelm Reichhart begonnen. |
1921 | Abbau eingestellt. |
1974 | von Josef Reichhart als Schaubergwerk ausgebaut. |
1980 | Schaubergwerk eröffnet. |
1987 | nahegelegene Grube Hermine geschlossen, Pumpen abgestellt, Schaubergwerk säuft ab. |
1990 | Pumpen im Reichhartschacht installiert, Schaubergwerk durch Konrad Reichhart renoviert und erweitert. |
1996 | Schaubergwerk eröffnet. |
19-MAR-1999 | zweiter Ausgang durch den Gottes-Segen-Schacht eröffnet. |
06-SEP-2005 | Förderturm der Grube Roland auf dem Gelände wieder aufgebaut. |
2012 | Bergwerk geschlossen und geflutet. |
Das Wölsendorfer Flusspatrevier ist eine der bedeutendsten Flussspatlagerstätten in Mitteleuropa. Es ist etwa 15 km lang und 8 km breit und hat etwa 100 Gänge mit Flußspat-, Baryt- und Quarzführung. Etwa 30 dieser Gänge haben wirtschaftliche Bedeutung. Die meisten Gänge verlaufen Nordwest-Südost, Quergänge verlaufen Nord-Süd. Die Mächtigkeit der Gänge schwankt sehr stark, einzelne Gänge hatten Maxima von 6 m, 8 m oder gar 12 m. Die Gänge konnten aber auch über gewisse Strecken fast vollständig verschwinden, um sich danach wieder zu erweitern. Die mächtigsten Gänge wurden in den Gruben Marienschacht und Cäcilia abgebaut.
Die Fluorite wurden hydrothermal abgelagert, durch Thermalwasser das vulkanisch aufgeheitzt war und im Untergrund zirkulierte. Dabei löste es diverse Mineralien aus dem Gestein und lagerte sie in Klüften wieder ab. Die Gänge enthalten Fluorit (CaF2) und Baryt (BaSO4), daneben auch Kalzit, Dolomit, Pyrit, Markasit, Zinkblende, Bleiglanz, Kupferkies, und Uran. Der Anteil an Fluorit in den Gängen beträgt meist zwischen 60 % und 80 %.
Der Reichhartschacht wurde nach seinem Besitzer, Wilhelm Reichhart benannt. Während der 1950er Jahre wurden hier große Mengen Fluorit aus einer Kluft abgebaut. Nachdem das Vorkommen fast erschöpft war, wurde der Abbau eingestellt. Doch der Besitzer belies etwa 2.000 Tonnen der Minerale in der Kluft, damit sie als Schaubergwerk betrieben werden konnte. Das Bergwerk ist eine Außenstelle des Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern.
Heute wird das Bergwerk vom Sohn Konrad Reichhart als Schaubergwerk und Bergwerksmuseum betrieben. Die Kluft wurde mit eisernen Treppen und Stegen versehen und elektrisch beleuchtet. An verschiedenen Stellen können letzte Reste des Fluorits und der Nebenminerale an ihrem Bildungsort gesehen werden. Doch der Höhepunkt der Führung sind 15 pressluftbetriebene Werkzeuge die wieder funktionsfähig gemacht wurden und uf der Führung vorgeführt werden. Sägen, Lüfter, Bohrhämmer, Trennschneider, Wasserpumpen, Flaschenzüge und sogar Lampen werden mit Druckluft betrieben. Diese Technik wurde für Kohlebergwerke entwickelt, weil sie keinerlei Funken produzieren kann, die möglicherweise explosive Grubengase zur Explosion bringen könnten. Die Lampen besitzen kleine pressluftbetriebene Generatoren, die Strom für den Betrieb einer Glühlampe erzeugen.
Das größte Problem beim Reichhartschacht ist die Wasserhaltung. Das Grundwasser steht in der Gegend eigentlich relativ nahe unter der Erdoberfläche, es muß viel Wasser aus dem Schacht heraus gepumpt werden, damit er nicht absäuft. Pumpen wiederum verursacht ganz erhebliche Energiekosten. Während das Bergwerk in Betrieb war und auch in der ersten Zeit als Schaubergwerk war das kein großes Problem. Die nahegelegene Grube Hermine baute deutlich tiefer ab und durch das Pumpen dort, wurde der Grundwasserspiegel auch im Umland so weit gesenkt, dass der Reichhartschacht keine eigenen Pumpen brauchte. Doch 1987 wurde die Grube Hermine geschlossen und die Pumpen abgestellt und das Wasser im Schaubergwerk begann zu steigen. Konrad Reichhart übernahm das Schaubergwerk von seinem Vater und installierte 1990 Pumpen im Bergwerk. Um die hohen Energiekosten zu tragen, verkaufte er das Wasser an den Betreiber mehrerer Fischteiche in unmittelbarer Nähe. Der Fluorit ist nicht wasserlöslich, das Grubenwasser ist außergewöhnlich rein, deshalb geht das problemlos. Konrad Reichhart war im Jahre 2011 gerade dabei mit dem Aufstellen eines Förderturms seine Ausstellung um ein Freilichtmuseum zu erweitern, als der Fischzüchter den Vertrag kündigte. Durch steigende Energiepreise war das Pumpen des Wassers inzwischen teurer, als Wasser von der Wasserversorgung zu beziehen. Da die Energiekosten von den Eintrittspreisen bei weitem nicht getragen werden konnten, wurde das Schaubergwerk 2012 geschlossen und ist inzwischen geflutet. So ist ein ganz außergewöhnliches Schaubergwerk, das die Befahrung eines Flußspat Ganges erlaubte, für immer geschlossen.