Besucherbergwerk Wetzsteinstollen


Touristische Informationen:

Ort: Von Sulzbach an der Murr Richtung Spiegelberg, nach 3.4 km links ab, nach 2 km rechts ab nach Jux. Parkplatz am Abzweig, 150 m/5 Minuten Fußweg zum Bergwerk.
(49.021385, 9.433293)
Öffnungszeiten: MAY bis SEP 1. + 3. So, Fei 13:30-16.
[2022]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 3, Kinder (0-16) frei.
[2022]
Typ: SubterraneaUnterirdische Steinbrüche
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: D=90 min, L=40 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur:
Adresse: Manfred Schaible, Projektleiter und Führungen, Sulzbacher Straße 2, 71579 Spiegelberg, Tel: +49-7194-8422. E-mail:
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Geschichte

1597 Flurnamen Wetzsteinklinge erstmals erwähnt.
1825 königliche Forstverwaltung verbietet das "wilde Graben nach Wetzsteinen" und erhebt eine erhebliche Gebühr.
1825 Oberer Bruch eröffnet.
1847 aufgelassen und Unterer Bruch eröffnet.
1854 Wetzsteinmacher Genossenschaft gegründet.
1879 wetzsteintaugliche Schicht keilt aus und Steinbruch wird aufgelassen.
1880 neuer Steinbruch eröffnet.
1885 Beginn des unterirdischen Abbaus.
1905 Produktion vorübergehend eingestellt.
31-MAR-1911 Wetzsteinproduktion eingestellt.
1922 Bergamt verfügt nach zwei schweren Unfällen beim Sprengen die Schließung des Stollens.
2001 Mundloch lokalisiert.
2002 Aufwältigung des Stollens.
30-SEP-2012 Besucherbergwerk eröffnet.
2013 elektrisches Licht installiert.

Geologie

Wetzsteintaugliches Gestein ist relativ selten, andere Vorkommen gibt es in Thüringen und Unterammergau. Es handelt sich um eine 30 cm bis 100 cm mächtige Schicht von Kieselsandstein, einem sehr silikatreichen Sandstein oder Quarzit. Notwendige Eigenschaften sind feine und gleichmäßige Körnung, mechanische Festigkeit und Härte, sowie eine gute Schleifwirkung.

Bemerkungen

Das Besucherbergwerk Wetzsteinstollen ist wohl europaweit einzigartig, hier wurde seit dem Mittelalter Kieselsandstein abgebaut und zu Wetzsteinen zum Schärfen von Sensen verarbeitet. So kommt auch der Name Wetzsteinstollen zustande. Der Wetzstein wurde erstmals 1597 schriftlich erwähnt, und zwar in Form des Flurnamen Wetzsteinklinge, damals gehörten die Wälder genannt Juxwald dem Kloster in Steinheim. Später wurde der Ort Jux von Holzfällern und Köhlern gegründet, die sich durch die Herstellung und den Vertrieb von Wetzsteinen ein Zubrot verdienten. Um 1800 übernamen die Bauern aus Jux die Wetzsteinmacherei im Nebenerwerb. 1825 verbietet die königliche Forstverwaltung jedoch das "wilde Graben nach Wetzsteinen" und erhebt eine Gebühr. Die Gebühr für jedes "neu gegrabene Loch" war 1 Gulden, damals ein Wochenlohn. Der Juxer Gemeinderat beschloss daraufhin einen kommunalen Steinbruch zu betreiben. Sie übernahmen die Pacht und stellten zwei Plattenbrecher ein, das finanzierten sie durch den Verkauf wetzsteintauglicher Platten für einen zuvor festgelegten Preis von "3 Kreuzer pro Quadratschuh".

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde zuerst der Obere Bruch betrieben, dann wurde der Untere Bruch eröffnet, und als dieser erschöpft war wurd eine weiterer Bruch eröffnet. Diese befand sich jedoch an einem steilen Hang und so wurde nach wenigen Jahren der Abbau, der dem Wetzstein folgte, unterirdisch betrieben. Doch die Steinbrecher waren keine Bergleute, zudem war der Wetzstein für einen bergmännischen Abbau eigentlich nicht wertvoll genug. So wurde and Sicherheitsmaßnahmen gespart und es gab immer wieder Unfälle. Auch die Forderungen der Bergbaubehörde oder Empfehlungen von Obersteiger Köhle aus Wasseralfingen wurden nur teilweise umgesetzt. Schließlich fanden sich keine Arbeiter mehr, die bereit waren Wetzstein abzubauen und 1905 wurde die Produktion vorübergehend eingestellt. Ein Zuschuss der "königliche Armenkasse" reaktivierte den Abbau kurzfristig, doch durch den gleichzeitigen Preisverfall des Wetzstein wurde das Bergwerk schließlich 1911 geschlossen.

Doch wenig später, im Ersten Weltkrieg wurde es wieder eröffnet. Die Einfuhr von Wetzsteinen aus Mailand war kriegsbedingt nicht mehr möglich und so stieg die Nachfrage und der Preis an. Der Abbau florierte, doch nach zwei schweren Unfällen beim Sprengen verfügte das Bergamt 1922 die Schließung des Stollens.

Der Bedarf an Wetzsteinen war bis nach dem Zweiten Weltkrieg groß, sie wurden beim Mähen von Gras oder Getreide zum Schärfen von Sensen und Sicheln benutzt. Die Juxer Wetzsteinmacher arbeiteten mit einem Händler aus Schweinfurt zusammen, der den Vertrieb übernahm. Am Bergwerk können noch heute Wetzsteinrohlinge und gebrauchsfertige Wetzsteine gekauft werden.