Besucherbergwerk Ypsilanta


Touristische Informationen:

Ort: 35688 Dillenburg.
Von Oberscheld Richtung Eisemroth, am Ortsausgang links richtung Waldschwimmbad, rechts ab. Ausgeschildert.
(50.7419306, 8.3699005)
Öffnungszeiten: APR bis OKT 1. So 14-17.
[2025]
Eintrittspreise: frei, Spenden werden erbeten.
[2025]
Typ: MineEisen
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: T=10-12 °C.
Führungen: L=280 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit:
Literatur: Charlotte Redler, Heiner Flick, Joachim Hartmann, Dieter Nesbor, Holger Adelmann (2021):
Grube Ypsilanta bei Oberscheld - Die Geologie im Besucherstollen
Geologisches Jahrbuch Hessen, 140, pp 151-165, 20 Abb., Wiesbaden 2021. pdf
R. Georg, R. Haus, K. Porezag (1985):
Eisenerzbergbau in Hessen
Förderverein Besucherbergwerk Fortuna, Wetzlar 1985, ISBN 3-925619-00-3
U. Thewalt, U. Klusmann (2019):
Exkursion 5 und 2, 8. u. 7.9.2019: Kupfer- und Eisenerzbergbau Dillgebiet
Aufschluss, Aktuell, Jg.69, H.6, S.15-16.
Adresse: Bergbau- und Feldbahnverein Schelderwald e.V., Hans-König-Weg 1, 35688 Dillenburg-Oberscheld, Tel: +49-2771-23681. E-mail:
Hartmann, Tel: +49-2771-21193.
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Geschichte

1839 Grubenfeld Ypsilanta an Ludwig Seibel aus Oberscheld auf Eisenerz verliehen.
31-MAR-1873 auf die Firma J. C. Grün eingetragen.
1885 Schächte I und II abgeteuft.
1885 Betrieb wegen eindringendem Wasser eingestellt.
1886 Schacht II auf 18 m abgeteuft und das Wasser abgepumpt.
31-MAY-1886 erneute Einstellung des Betriebs.
1904 Abteufen eines neuen Maschinenschachtes.
1905 Maschinen- und Kesselhaus errichtet und Fördermaschine installiert.
1906 Schacht 146 m tief.
1907 Wasserlösungsstollen fertiggestellt.
1909 niedrige Erzpreise und Absatzmangel führen erneut zur Schließung.
1934 endgültig geschlossen.
1990 Verein beschießt den Stollen aufzuwältigen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
06-JUN-1992 Schaubergwerk eröffnet.

Geologie

Das Lahn-Dill-Gebiet ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Die Höhenzüge um das Scheldetal besitzen die größten Eisenerzlagerstätten des Lahn-Dill-Gebietes. Das abgebaute Erz war Roteisenstein oder Hämatit. Neben dem Hämatit gibt es auch Goethit und Limonit.

Das Bergwerk besitzt Aufschlüsse in Kissenlaven, gefolgt von vulkanischen Fließlaven nach einer Biegung im Stollen. Die Fließlaven haben interne Scherzonen mit auffällige horizontale Glättungsflächen. Diese metabasaltischen Laven sind Teil der Deckdiabas-Formation aus dem Unterkarbon. Sie enden an einer Verwerfung, es folgt Gestein der Dillenburg-Formation aus dem Frasnium, gefolgt von vulkanischen Sedimenten der Givetium-Diabas-Schalstein-Formation. Die Dillenburg-Formation besteht aus silikatischen roten Schiefern, die eine kleine Eisenerzader sowie mehrere Tuffbänder umschließen.

Die Wände des Stollens sind mit Kalksinter bedeckt, der durch Sickerwasser aus Spalten ausgefällt wurde, zusammen mit kleinen Stalaktiten, die von der Decke hängen. Kalzit bedeckt auch Kieselsteine in konzentrischen Schalen, die aus fließendem Wasser in den Entwässerungsrinnen entlang der Wände sowie unter Wasser in einem Becken am Ende des Stollens ausgefällt wurden.

Bemerkungen

Das Besucherbergwerk Ypsilanta ist der Wasserlösungsstollen eines stillgelegten Eisenerzbergwerk. Besonders schön ist das herrlich restaurierte Mundloch. Der 140 m lange Stollen wird als Bergbaumuseum genutzt, Geleucht und Gezähe werden demonstriert, ebenso die Bedingungen unter denen Bergleute damals unter Tage arbeiten mussten. Die Ausstellung zeigt das typische Werkzeug der Bergleute und eine Sammlung unterschiedlicher Erze. Der Besucherstollen ist ein GeoPunkt des Geopark Westerwald-Lahn-Taunus.

Das Schaubergwerk wird vom Bergbau- und Feldbahnverein Schelderwald e.V. betreut. Wie der Name bereits vermuten lässt, hat der Verein diverse weitere Interessen, die alle den lokalen Bergbau betreffen. Daneben bietet der Verein auch bergbauhistorische Wanderungen im Schelderwald an. Am Alten Stellwerk des ehemaligen Hochofens in Dillenburg-Oberscheld befinden sich die Feldbahnen des Vereins. Das sind Schmalspurbahnen die unter- und oberirdisch im Bergbau eingesetzt wurden. Auf einem Stück des alten Bahndamms der ehemaligen Scheldetalbahn bauen sie eine Feldbahnstrecke auf, die für Fahrten genutzt werden soll. Im Alten Stellwerk befindet sich auch das Vereinsheim.

Ein weiteres Objekt das sie betreuen ist der Bergbaubunker in Dillenburg-Niederscheld. Dieser Stollen wurde 1943 als Luftschutzbunker für die etwa 400 Mitarbeiter der Schelderhütte in den Berg getrieben. Auch die Bewohner von Niederscheld suchten hier Zuflucht, sodass zeitweise 800 Personen Tag und Nacht auf primitiven Bänken sitzend hier ausharrten. Bis März 1945 wurde der Ort fast vollständig zerstört, dank des Stollens kam es aber nur zu 40 Toten. Der Eingang wurde 1948 zugemauert und 2005 durch den Verein wieder geöffnet. Er enthält inzwischen ein Bergbaumuseum und eine Ausstellung zu Luftangriffen und der Zerstörung von Niederscheld.

Das Grubenfeld Ypsilanta wurde 1839 eröffnet und das Eisenerz wurde etwa 60 Jahre lang einigermaßen erfolgreich abgebaut. Das war auch durch die industrielle Revolution und den damit verbundenen Bedarf an Eisen begründet. Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es zum einen Absatzschwierigkeit, zum anderen waren die Erze oberhalb der Talsohle abgebaut und beim Abbau unter der Talsohle kam es mehrfach zu Wassereinbrüchen. Die Grube musste mehrfach geschlossen werden und die Trockenlegung wurde immer aufwändiger. Um 1900 wurden kurz nacheinander zwei Wasserschächte abgeteuft und schließlich war der Schacht im Juli 1906 146 m tief. Ein neues Maschinen- und Kesselhaus enthielt eine Fördermaschine und eine Dampfpumpe mit einer Leistung von 1000 l pro Minute. Doch das währte nur kurz, bereits 1909 führten niedrige Erzpreise und Absatzmangel erneut zur Schließung. Doch das Bergwerk hielt sich noch bis 1934, dann wurde es endgültig geschlossen. Das ist besonders kurios, da in dieser Zeit die Nazis eigentlich den lokalen Bergbau massiv förderten, um unabhängig von Importen zu werden.