Barbarossahöhle


Touristische Informationen:

Historischer Eingangsstollen.
Höhlenbesucher in der Gerberei.
Gipslappen in der Gerberei.
Ort: Mühlen 6, OT Rottleben, 99707 Kyffhäuserland.
A7 Ausfahrt Seesen (Harz), B243 66 km bis Nordhausen, F80 16 km bis Berga, F85 Richtung Bad Frankenhausen, nach 12 km rechts ab Richtung Rottleben. Zwischen Steinthalleben und Rottleben, am Kyffhäuser. 1.5 km NW Rottleben, 5 km NW von Bad Frankenhausen.
(51.375469, 11.036442)
Öffnungszeiten: APR bis OCT täglich 10-17.
NOV bis MÄR Di-So 10-15.
Geschlossen 24-DEC.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 9,50, Kinder (3-16) EUR 6, Kinder (0-2) frei, Studenten EUR 8,50, Behinderte EUR 8,50, Familien (2+3) EUR 27.
Gruppen (15+): Erwachsene EUR 8, Kinder EUR 4.
Foto- und Videoerlaubnis EUR 2.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle SpeleologyGipshöhlen Zechstein-Anhydrit
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=1,100 m, 154 m N.N., T=9 °C, H=96 %.
Größter See: L=50 m, T=3 m
Führungen: L=800 m, VR=20 m, D=60 min, St=58, Max=80.
Führungsweg in der Höhle: 600 m.
Eingangsstollen: L=168 m, 1898.
Ausgangsstollen: L=30 m, 1926.
V=100.000/a [1999].
V=200,000/a [2000].
V=70,000/a [2016].
Deutsch - German English
Fotografieren: mit Erlaubnis
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Anon (oJ): Die Barbarossahöhle im Kyffhäuser, Hrsg: Einrichtung Erholungswesen, 06567 Rottleben/Kyffhäuser, Tel: +49-3467-4586-2033
Friedrich Herthum (1868): Die Barbarossahöhle bei Frankenhausen am südlichen Rande des Kyffhäuser-Gebirges in ihren interessanten geologischen Erscheinungen beleuchtet Wartig, Leipzig 1868 (16 S.).
Ferdinand Senft (1869): Die Barbarossa-Höhle am Kyffhäuser-Berge Das Ausland (= Ueberschau der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde) 42, 24: S. 571-573; Augsburg (J. C. Cotta’sche Buchhandlung)
Michael K. Brust (2015): Die Barbarossahöhle im Kyffhäuser. Ein Rückblick auf die 150-jährige Geschichte einer Schauhöhle. ARTE Fakt Verlagsanstalt, Kyffhäuserland 2015, ISBN 978-3-937364-30-8.
Janina Baumbauer (2018): Die Barbarossahöhle in Rottleben im Kyffhäuserland Naturdenkmalführer 1, Schnell & Steiner, Regensburg 2018, ISBN 9783795471163.
Adresse: Barbarossahöhle im GeoPark Kyffhäuser, Mühlen 6, OT Rottleben, 99707 Kyffhäuserland, Tel: +49-34671-5450, Fax: +49-34671-54514. E-mail: contact
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Geschichte

31-AUG-1860 Vortrieb eines Stollens für den Kupferschieferbergbau durch den Unternehmer Wilhelm von Born aus Dortmund.
20-DEC-1865 nach 178 m Streckenlänge Anschnitt der Höhle durch die Bergleute Christian Nachtweide, August Schumann und Heinrich Vollrodt.
1866 Ausbau und Eröffnung als Schauhöhle unter dem Namen Falkenburger Höhle.
19-AUG-1869 Heinrich Vollrodt in der Höhle tödlich verunglückt.
1891 Besitzerwechsel, aus Werbegründen Errichtung des Tisch und Stuhl des Barbarossa und Einrichtung des Tanzsaals.
1895 elektrische Beleuchtung.
1898-1899 Bau des neuen Eingangsstollens.
1913 Eingehende Untersuchung und Vermessung durch Dr. A. Berg.
1926 Bau eines Ausgangsstollens.
07-APR-1935 Entdeckung einer Fortsetzung durch Dr. Stolberg.

Bemerkungen

Der See, in dem sich die Gipslappen der Gerberei spiegeln, wurde künstlich angelegt, um sie zu schützen.
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Der See, in dem sich die Gipslappen der Gerberei spiegeln, wurde künstlich angelegt, um sie zu schützen.
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Einer der vielen Seen der Barbarossahöhle.
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Höhlensee.
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Höhlensee.
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Faltung im Gips.

Die Barbarossahöhle wird durch einen langen Stollen betreten. Während der Führung wird sie fast auf ihre ganze Länge begangen. Nur ein kleiner Teil, der für den Ausbau zu niedrig ist, wird nicht besucht. Im Allgemeinen hat die Höhle einen sehr großräumigen Charakter.

Die Höhle besitzt mehrere große Seen, die durch den außerordentlich hohen Gipsgehalt des Wassers eine besondere grüne Färbung aufweisen. Dies ist auf die besondere Filterung des einfallenden Lichts durch den gelösten Gips zurückzuführen. Das Wasser wirkt völlig klar und sauber und weist nach Messungen außergewöhnlich wenig Trübstoffe auf. Die Grünfärbung wird erst bei einer größeren Wassertiefe erkennbar.

Das umgebende Gestein besteht aus Anhydrit (CaSO4). Die einzelnen Schichten sind 1-2 cm dick und durch eine feine graue Tonschicht getrennt. Durch Aufnahme von Wasser aus der Höhlenluft wandelt sich der Anhydrit in Gips um. Dabei vergrößert sich das Volumen des Gesteins, wodurch sich die einzelnen Schichten auffalten. Dies führt dazu, dass die Decke den Eindruck von Blätterteig macht. In der Gerberei sind diese Blätter sogar zu richtigen Deckenlappen angewachsen, die bis zu 1 m von der Decke herunterhängen. Bei der Entdeckung sollen diese Lappen über 2 m heruntergehangen sein, wurden aber von Besuchern abgeschlagen. Daraufhin wurde darunter ein künstlicher See angelegt, um die Lappen außer Reichweite zu halten. Die nur 2 cm dicken Gipsschichten mit ihrer gräulichen Färbung durch die eingelagerten Tonschichten und ihrer lappigen Form wirken wie große gegerbte Häute und haben zum Namen dieses Raums geführt.

Im Wolkenhimmel wurden Stufen und eine Tafel mit der Aufschrift Barbarossahöhle angelegt, und bieten so die Möglichkeit für Gruppenfotos. Hier werden von einem Fotografen Bilder der Führungsgruppe gemacht, die man nach der Führung am Ausgang kaufen kann. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Tisch und Stuhl von Barbarossa. Diese wurden aus Werbegründen vor hundert Jahren erstellt, um die Sage von Barbarossa (siehe unten) zu beschwören. Hier ist auch noch der Entdeckerstollen oder Falkenburger Stollen sichtbar. Am Schluss der Führung wird die Höhle durch einen dritten Stollen verlassen. Dieser ist sehr kurz, da die Höhle an diesem Ende recht nah an der Oberfläche liegt.

Direkt unter der Anhydritschicht befindet sich eine dünne Kupferschieferschicht, die durch den weichen Anhydrit leicht zu erreichen ist. Außerdem wurden häufig Höhlen, sogenannte Schlotten angeschnitten, die den Abraum aufnahmen, was den Abbau stark vereinfachte. So wurde im gesamten Gebiet, aber vor allem im Mansfelder Raum, seit 900 Jahren Kupferschiefer abgebaut. Während er bei Mansfeld profitabel war, scheint er das hier am Kyffhäuser jedoch nie gewesen zu sein. Der Kupfergehalt im Kupferschiefer ist regional unterschiedlich und hier war er einfach nicht hoch genug um profitabel zu sein.

Am 31-AUG-1860 begann der Unternehmer Wilhelm von Born aus Dortmund mit dem Vortieb eines Stollens. Er war der Geldgeber, die Arbeiten standen unter der Leitung von Grubeninspektor Carl Klett aus Frankenhausen und Schichtmeister Friedrich Leonhardt aus Udersleben. Der Probestollen wurde von drei Bergleuten aus Steinthaleben, Christian Nachtweide, August Schumann und Heinrich Vollrodt, unter dem Steiger Heinrich Rödiger aus Könitz bei Saalfeld vorangetrieben. Das ging zwar besser als in hartem Gneis oder Granit, dennoch brauchten sie für 178 m fünf Jahre. Am 20-DEC-1865 erreichten sie die große Schlotte, und Grubeninspektor Carl Klett und Schichtmeister Friedrich Leonhardt meldeten den Fund zwei Tage später an das Hochfürstliche Bergamt zu Könitz. Der Fürstlich Schwarzburgische Bergrat Friedrich Herthum und sein Vorgesetzter, Bergmeister Carl Franck bewiesen daraufhin Weitsicht. Sie erwirkten von Amtswegen den Schutz der Höhle um sie "aufgrund ihrer seltenen Eigenart und Schönheit" dauerhaft für die Nachwelt zu erhalten. Und so wurde die Höhle nicht zerstört, sondern in kürzester Zeit in eine Schauhöhle umgewandelt. Bereits 1866 wurde sie als Schauhöhle eröffnet, und zwar unter dem Namen Falkenburger Höhle, benannt nach der nahegelegenen Ruine. Sie wurde aber auch als Rottlebener Höhle bezeichnet. Damit war sie nicht die erste Schauhöhle in Deutschland, Sontheimer Höhle und Baumannshöhle waren deutlich früher, aber sie war die erste Schauhöhle der Welt im Gipskarst.

Durch ihre Lage im Kyffhäuser wurde sie von Anfang an mit der Barbarossasage in Verbindung gebracht. Bergrat Friedrich Herthum hat den Namen Barbarossahöhle bereits 1866, also noch im Jahr der Eröffnung der Schauhöhle, auf dem von ihm gezeichneten Grubenriss verwendet. 1868 verwendete er den Namen in der ersten Publikation, die über die Höhle veröffentlicht wurde. Mit anderen Worten die Höhle hieß eigentlich von Anfang an Barbarossahöhle. Mit dem zunehmenden Deutschnationalismus am Ende des 19. Jahrhundert, der auch zum Bau des Barbarossadenkmals am Kyffhäuser führte, wurde diese Sage zu einer sehr lohnenden Werbung für die Höhle. Die vielfach zu lesende Behauptung, dass die Umbenennung erst im Zusammenhang mit dem Bau des Denkmals erfolgt ist, ist offensichtlich falsch.

Die Barbarossahöhle wird vielfach als Anhydrithöhle bezeichnet, ein Fachbegriff für Karsthöhlen im Anhydrit. Tatsächlich ist Anhydrit das gleiche wie Gips, Anhydrit enthält wie der Name sagt einfach kein Wasser, im Gegensatz zu Gips. Es ist aber offensichtlich eine Karsthöhle, und diese basieren auf der Lösung von Gestein durch Wasser, der Anhydrit kommt also zwangsläufig mit Wasser in Berührung und wandelt sich deshalb in Gips um. Den Begriff Anhydrithöhle hat Ferdinand Senft im Jahr 1869 in die Literatur eingeführt, und zwar am Beispiel der Barbarossahöhle. Er versuchte damit zwei Arten von Gipshöhlen zu unterscheiden, wobei er eine Entstehung von Anhydrithöhlen durch die Auflösung von Steinsalz vermutete. Der Grund war, dass Salz noch schneller gelöst wird als Gips und somit einfach nicht genug Zeit ist um den Anhydrit in Gips umzuwandeln. Diese Theorie ist inzwischen widerlegt, dennoch ist die Barbarossahöhle tatsächlich eine Höhle im Anhydrit, und die Lappen in der Gerberei bilden sich durch die langsame Umwandlung des Anhydrit in Gips, durch die Luftfeuchtigkeit der Höhlenluft. So wird der Begriff Anhydrithöhle in der Literatur immer noch verwendet und die Barbarossahöhle ist Locus Typicus.

Während der Zeit der DDR war diese Höhle ein sehr beliebtes Ausflugsziel und natürlich Volkseigentum. Die Mitarbeiter waren vom Staat angestellt, die Höhle ganzjährig geöffnet und die Eintrittspreise ebenfalls staatlich festgelegt. Fast rührend muteten die Eintrittspreise von 1.45 Ostmark und die genauso kuriosen wie lächerlichen Beträge für Parken und Fotografiererlaubnis an. Nach der Währungsunion wurden die Preise langsam westlichem Niveau angepasst. Gleichzeitig stellte die plötzliche Notwendigkeit wirtschaftlich zu arbeiten so manche Höhlenverwaltung vor erhebliche Probleme. Westdeutsch Höhlen werden bis auf wenige Ausnahmen ehrenamtlich betreut, da die Einnahmen nichts anderes erlauben. Zudem sind die allermeisten im Winter geschlossen.

Leider wurden inzwischen die sogenannten Fotografiererlaubnisse abgeschafft. So ist es jetzt strengstens verboten, in der Höhle zu fotografieren. Die Erklärung für diese Tatsache ist so absurd wie lustig. Der Führer erzählt, die Schauhöhle würde aufgrund der Eingangsstollen als Bergwerk betrachtet und sie unterliege deshalb den Auflagen für Bergwerke. Dazu gehöre nun wiederum, dass die Trittsicherheit gewährleistet sein müsse. Das Fotografieren mit Blitz würde die Besucher blenden und die Augen würden bis zu 15 Minuten benötigen, um wieder die volle Sehkraft zu erreichen.

Bei einer solchen Erklärung schütteln Mitarbeiter des Bergamts, Mediziner und Fotografen gleichermaßen verwundert den Kopf. Und sie wird auch sogleich vom Führer selbst ad absurdum geführt, wenn er die Besucher zum obligatorischen Gruppenfoto aufstellt. Auf einen entsprechenden Hinweis erwidert er, sie hätten spezielle Blitzgeräte.


Übrigens: die Bilder auf dieser Seite wurden schon vor Jahren mit einer gültigen Fotoerlaubnis gemacht. Smile