Westwall

Siegfried-Linie


Der Westwall war etwa 630 km lang und verlief an der Westgrenze von Deutschland, von den Niederlanden im Norden bis zur Schweizer Grenze. Um die Länge zu reduzieren, folge er jedoch nicht der Grenze, sondern kürzte an einigen Stellen ab. Dort wurden später weitere Befestigungsanlagen erbaut, die parallel zum Hauptwall verliefen.

Der Name Westwall war eigentlich gar keine Erfindung der Nazis, er bürgerte sich vermutlich unter den am Bau beteiligten Arbeitern ein. Ursprünglich wurden diverse Namen verwendet, Todt-Linie, Limes-Programm, oder Schutzwall, das Militär verwendete Führer-Linie oder Hitler-Linie. Doch ab Ende 1938 setzte sich der Name Westwall durch, und ab Mitte 1939 wurde er offiziell verwendet. Die Alliierten nannten den Wall dagegen Siegfried-Linie, in der jeweiligen Landessprache natürlich.

Der Westwall war in gewisser Weise ein Mythos oder ein Bluff, erbaut 1938–1940. Vor dem Krieg war er ein Propagandamittel um zu vermitteln, dass die Aggressoren auf der anderen Seite waren und man sich lediglich verteidigte. Zudem wurde er als heroischer Kampf um Sicherheit verkauft, als beliebtes Propaganda-Thema in den Wochenschauen. Am Anfang des Krieges, zu einer Zeit in der die deutsche Armee von einem Sieg zum nächsten marschierte, war er eigentlich überflüssig. Der Gedanke, dass die Wehrmacht verlieren könnte war damals geradezu abwegig. Entsprechende Äußerungen konnten schnell als Wehrkraftzersetzung gewertet werden und führten zu massiven Repressionen. Dennoch wurde er weitergebaut, wenn auch nur noch auf Sparflamme. Begonnene Bauwerke wurden zu Ende geführt, außerdem wurden einfachere, kosten- und materialsparende Regelbauten entwickelt, die sogenannten Kriegsregelbauten der 500er-Reihe. Mit dem Beginn des Frankreich-Feldzuges am 10. Mai 1940 ruhten die Arbeiten am Westwall. Nach der Niederlage Frankreichs und dem Waffenstillstand befahl das OKH die sofortige Einstellung aller Bauarbeiten am Westwall.

Erst 1944 wurde der Bau wieder aufgenommen, wegen der Bedrohung der deutschen Westgrenze durch die herannahende Front. Doch zum Ende des Krieges waren Rohstoffe, Mittel und Arbeiter Mangelware. 20.000 Zwangsarbeiter und Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes (kurz RAD) wurden eingesetzt, um mit improvisierten Mitteln die Verteidigungsbereitschaft wiederherzustellen. Doch zwei Aspekte machten das unmöglich, die andauernden alliierten Luftangriffe und die veralteten Bunker. Obwohl sie erst wenige Jahre alt waren, waren sie den weiterentwickelten panzerbrechenden Waffen nicht gewachsen.

Im September 1944 versuchten die Westalliierten vergeblich, Rheinübergänge in den Niederlanden zu gewinnen, um den Westwall nördlich zu umgehen. Im Oktober gab es erste Gefechte am Westwall, vor allem im Hürtgenwald in der Nordeifel. In der Schlacht im Hürtgenwald starben bi Februar 1945 12.000 Wehrmacht-Soldaten und 32.000 US-Soldaten. Im Elsass konnten die Alliierten dagegen im November 1944 bereits zum Rhein vorrücken.