Zoolithenhöhle

Gailenreuther Höhle - Gaillenreuther Höhle


Touristische Informationen:

Ort: Burggaillenreuth, südlich von Muggendorf.
Kat. Nr. D109.
(49.779183, 11.282761)
Öffnungszeiten: verschlossen.
[2023]
Eintrittspreise: verschlossen.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle BiologyHöhlenbär TopicBärenhöhlen
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension: L=969 m, A=437 m asl.
Führungen:
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: K.G. Poll (1972): Die Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth und ihre Beziehung zum fränkischen Höhlen- und Kluftsystem, Erlanger Forsch. (B), 5: 63-76; Erlangen.
Brigitte Hilpert (2004): Der Beginn wissenschaftlichen Arbeitens in Höhlen, Die Befahrung der Zoolithenhöhle bei Burggaillen-reuth durch Joh. Fr. Esper (1774). Natur und Mensch, Nürnberg 2004
(1972): Die Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth/Ofr., 200 Jahre wissenschaftliche Forschung 1771-1971, 131pp, ISBN: 3922135072
Brigitte Hilpert, Brigitte Kaulich, Wilfried Rosendahl (2005): Die Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth (Fränkische Alb, Süddeutschland) Forschungsgeschichte, Geologie, Paläontologie und Archäologie, Abhandlung Band 45/2005, Seite 259-304. Neue Forschungen zum Höhlenbären in Europa, Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V., Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg. ISSN 0077-6149. pdf
William Buckland (1823): Reliquiae Diluvianae; or observations on the organic remains contained in caves, fissures, and diluvial gravel, and on other geological phenomena, attesting the action of an universal deluge, 303 p., London.
Adresse: Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V., Schloss Almoshof, Almoshofer Hauptstr. 51, 90427 Nürnberg, Tel: +49-911-383213 (only Wed 20-22).
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Geschichte

1602 erstmals schriftlich erwähnt von Joh. Bonius in einer Bamberger Stadtbeschreibung.
1774 Funde von Vielfraß-, Höhlenbären- und Menschenknochen durch Rosenmüller.
1971 bereits zuvor bekannte Fortsetzung sowie bisher unbekannte Teile entdeckt.

Bemerkungen

Die Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth ist eine sogenannte "historische" Höhle. Damit ist gemeint, dass sie bereits vor hunderten Jahren von Menschen besucht und erforscht wurde, dass sie also ihre eigene Geschichte hat und ebenso Teil der Geschichte der Wissenschaften geworden ist. Aufgrund dieser Wichtigkeit und um sie zu schützen ist die Höhle heute geschlossen und kann nur für wissenschaftliche Forschungen und in Absprache mit dem betreuenden Höhlenverein besichtigt werden. Doch obwohl die Höhle verschlossen ist, wurde sie vielfach Publiziert, deshalb möchten wir sie hier kurz vorstellen. Ihre Bedeutung für die Erforschung des Höhlenbären ist immens, und sie ist häufig in der Literatur zum Höhlenbären zu finden. Sie ist eine der weltweit bedeutendsten quartärpaläontologischen Höhlenfundstellen. Die Zoolithenhöhle war lange unter dem Namen Gaillenreuther Höhle bekannt, nach der benachbarten Ortschaft. Sie wird bereits 1602 erstmals urkundlich erwähnt, und zwar von Magister Johannes Bonius als Anhang in einem Stadtplan von Bamberg.

Der Begriff Zoolith, leine latinisierung von "tierischer Stein" oder auch "steinartiger Tierrest" wurde von Johann Friedrich Esper für die vorgefundenen, teilweise versinterten, also „steinharten“, Knochen geprägt. Der Pfarrer Esper aus Erlangen begann 1771 mit der Erforschung der Höhle. Seine 1774 in einem großen Folioband publizierten Ergebnisse werden als Beginn der wissenschaftlichen Erforschung von Höhleninhalten in Deutschland gewertet. In den nächsten 50 Jahren beschäftigten sich G.A. Goldfuss (1810, 1818, 1821, 1823), G Cuvier (1805, 1806, 1807), J. C. Rosenmüller (1794), William Buckland (1823), J. Heller (1829) und J. A. Wagner (1839, 1842, 1851) mit der Höhle und ihren Funden. Diverse Erstbeschreibungen von Arten sind dieser Höhle zu verdanken, allen voran der Höhlenbär (Ursus spelaeus Rosenmüller 1794). Andere wurde später revidiert, zum Beispiel Canis spelaeus und Gulo spelaeus wurden später als Canis lupus und Gulo gulo erkannt, nur weil sie in einer Höhle gefunden wurden handel es sich nicht um eine höhlenbewohnende Unterart. Auch andere Wissenschaftsirrtümer sind eng mit der Höhle verbunden, so die sogenannte Überschwemmungstheorie von Buckland, der davon ausging, daß die biblische Sintflut zum Aussterben der Arten führte und die Flut die Knochen in die Höhlen spülte.

Der Eingang befindet sich am Fuß einer Felswand unweit von Burggaillenreuth. Die Höhle ist vor allem an ihrem Verschluss leicht zu erkennen, der doch an die ehemalige deutsch/deutsche Grenze erinnert. Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es jedoch keine Selbstschußanlagen. Ein Portal ermöglicht den bequemen Zugang zu einer geräumigen Halle, auch wenn man sich öfters mal ein bisschen bücken muss. Am Ende der Halle führt eine eiserne Leiter einige Meter hinunter, in eine Folge von kleineren Hallen, Schächten und Gängen. Der großräumige Teil der Höhle ist mit Holzstegen und Eisenleitern erschlossen und kann recht einfach befahren werden. Dennoch handelt es sich um eine unausgebaute Höhle mit Kletterstellen, Engstellen und Schlufen. Ein Höhepunkt ist die Löwengrube, eine hohe Halle, die zwei außergewöhnlich hohe, schlanke Stalagmiten und diverse eingesinterte Höhlenbärenschädel enthält.