Ort: |
Schönborn-Dreiwerden, Seifersbach.
Im Zschopautal, zwischen Mittweida und Frankenberg. (50.96017144414498, 13.00204254155842) |
Öffnungszeiten: |
Palmsamstag bis DEC Sa 10, 13, Fei 10, 13, 15. Reservierung erforderlich. Sonderführung: Nach Vereinbarung. [2021] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 9,50, Kinder (6-14) EUR 6. Gruppen (20+): Preise auf Anfrage. Lange Tour: Erwachsene EUR 35. [2021] |
Typ: | Blei Silber Kupfer Erbstollen |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | T=8-11 °C |
Führungen: |
D=90 min, Min=6. Lange Tour: D=5 h, Min=12, Min=5. |
Fotografieren: | |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: | |
Adresse: | Alte Hoffnung Erbstolln e.V., Feldstraße 15, OT Schönborn-Dreiwerden, 09661 Rossau, Tel: +49-3727-91845. E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1831 | Bergwerk eröffnet. |
1843 | erste untertägig arbeitende Turbine im Freiberger Bergbau. |
1885 | Bergwerk geschlossen. |
1978 | offizielle Genehmigung ermöglicht Exkursionen. |
1990 | Verein "Alte Hoffnung Erbstolln" e.V. als Rechtsnachfolger der Arbeitsgemeinschaft "Historischer Erzbergbau" gegründet. |
1992 | Schaubergwerk eröffnet. |
1993 | 150. Jahrestag der Turbineninbetriebnahme. |
13-APR-1996 | fertiggestellter Kunstwinkelort durch Ministerpräsident Kurt Biedenkopf eröffnet. |
Der kleine Ort Schönborn bei Mittweida liegt an der Nordwestgrenze des Freiberger Revieres zum Granulitgebirge. Hier wurde ein Bleierzgang der fluorbarytischen Formation mit dem Namen Clementine Spat abgebaut. Der Gang hat eine Länge von etwa 2 km. Eine Besonderheit des Ganges sind sporadische Silbervorkommen und außergewöhnliche Bournonit-Kristalle, die in Sachsen verhältnismäßig selten sind. Sie wurden bereits 1874 von August Frenzel in seinem Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen beschrieben. Er beschreibt "kleine aber recht nette dicktafelartige oder säulenförmige und flächenreiche Krystalle und zwar sowohl in einfachen Formen als in Vierlingen (Rädelerz)."
Das Besucherbergwerk „Alte Hoffnung Erbstolln“ in Schönborn-Dreiwerden, einem Ortsteil von Rossau bei Mittweida, zeigt interessante alte Bergbautechnik. Mit dem Boot wird ins Bergwerk eingefahren und über Fahrten (Leitern) wird es wieder verlassen. Eine Besonderheit sind die im Maßstab 1:1 funktionstüchtig rekonstruierten Baugruppen, die unter Tage vorgeführt werden. Die Besucher werden mit Helm, Kittel und Geleucht ausgerüstet, gutes Schuhwerk ist dringend zu empfehlen. Die Führung beginnt im Hermannschachthaus.
In der Führung werden die wassertechnischen Anlagen des 19. Jahrhunderts mit einem Boot befahren. Erbstollen ist ein alter Bergmannsausdruck, der auch Wasserlösungsstollen genannt wird. Dabei handelt es sich um einen Stollen mit einem kontinuierlichen Gefälle, der zum Abfließen des Grubenwassers dient. Um das aufwändige Pumpen des Wassers zu vermeiden und Kosten zu sparen, wurden derartige Stollen von einer möglichst tiefen Stelle in einem Tal in der Nähe zum Bergwerk vorangetrieben. Als Infrastrukturmaßnahme wurden sie oft über mehr als ein Jahrhundert vorangetrieben, ohne dass dabei Erze abgebaut wurden.
Die Grube liegt auf einem Bergrücken, den die Zschopau in einer Schleife umfließt. Bereits im 14. Jahrhundert hatte der Bergbau eine Tiefe von 60 m unterhalb des Wasserspiegels der Zschopau erreicht. Die Entwässerung der Stollen geschah zu dieser Zeit noch mit Menschenkraft. Das machte den Bergbau unrentabel und brachte ihn zum Erliegen. Im 19. Jahrhundert erlaubte der technische Fortschritt eine Wiederaufnahme des Bergbaus. Zwischen 1858 und 1875 erreichte er seine Blütezeit.
Dabei wurde eine Tiefe von knapp 300 m erreicht, das Grubenwasser wurde hoch gepumpt und durch den Erbstollen abgeleitet. Zum ersten Mal in der sächsischen Bergbaugeschichte wurde eine Turbine unter Tage eingesetzt, Kraftmaschinen zum Betrieb der Schachtpumpen. Dabei wurde Wasser der Zschopau durch den Erbstollen geleitet, durch die Abkürzung des Meanders ergab sich ein Gefälle von etwa 1,7 m, das dazu genutzt wurde die Pumpen anzutreiben. Das Aufschlagwasser zum Antrieb der Turbine und das Grubenwasser flossen dann gemeinsam zur anderen Seite aus. Mit dem Ende des Bergbaus wurde das Pumpen eingestellt, die Abbaustollen sind mittlerweile vollständig geflutet. Das Schaubergwerk befindet sich deshalb nur in den höher gelegenen Teilen.
Das Besucherbergwerk Alte Hoffnung Erbstolln existiert seit 1992 und wurde geschaffen, um Einnahmen für die Erhaltung des Bergwerks zu erwirtschaften. Es wurde aufgebaut vom Verein "Alte Hoffnung Erbstolln" e.V., dessen Mitglieder das Bergwerk bereits seit Beginn der 1970er Jahre betreuen. Besucher werden zuerst in das Grubenbesucherbuch eingetragen und dann mit Helm, Kittel und echtem Bergmannsgeleucht ausgestattet. Dann beginnt die Führung mit einer kurzen Einführung zur Geschichte des Bergbauareals. Die Rollschachtkaue ist der Platz, an dem früher die Scheidebank stand, hier wird die Erzaufbereitungstechnologie vor 150 Jahren erläutert. Das Bergwerk wird von der Zschopau aus mit einem Boot befahren. Man folgt den Röschen, das sind Stollen, die der Entwässerung dienten. Daher auch der Name des Schaubergwerks, Erbstollen, ist eine andere Bezeichnung für Rösche.
Man verlässt das Boot im ehemaligen technischen Zentrum der Grube. Hier befand sich die erste Turbine, die im Freiberger Bergbau untertägig eingesetzt wurde. Die Turbine, die vom französischen Ingenieur Benoit Fourneyron entwickelt wurde, wurde 1843 in Betrieb gesetzt. Der Verein arbeitet zur Zeit daran, sie wieder aufzubauen.
Am Bohrort aus dem Jahre 1883 wird die tägliche Arbeit und die Arbeitsmittel der Bergleute erläutert. Das beginnt mit Schlägel und Eisen, den traditionellen Werkzeugen, die auch demonstriert werden. Dann geht es über eine Fahrt, das ist der bergmännische Begriff für eine Leiter, in das Niveau der Schützerstolln hinauf. Hier wurde die Wasserzufuhr auf die Turbine geregelt. Nun erreicht man den Herrmann-Kunstschacht, der 286 m tief ist. Hier sind die Reste des 1870 in Betrieb gesetzten Dampfkunstgezeuges der Fa. Jacobi aus Meissen zu sehen. Dabei handelt es sich um eine imposante eiserne Druckpumpe.
Im Clementine-Kunst- und Treibeschacht befinden sich die Reste der hölzernen Saugpumpen, die einst von der Turbine angetrieben wurden. Ein hölzerner Kunstwinkel wurde hier rekonstruiert, um die Funktionsweise der Kraftübertragung anschaulich zu demonstrieren. Dann erreicht man den westlichen Turbinenraum, in dem 1864 eine weitere Turbine in Betrieb genommen wurde. Schließlich geht es wieder vier Fahrten hinunter auf das Niveau Eisenbahnstolln, auf dem das Bergwerk wieder verlassen wird.