Ort: |
Haubenegg, 87538 Obermaiselstein.
A7 bis Kempten, B19 Richtung Oberstdorf, bei Fischen im Allgäu rechts ab, 2 km bis Obermaiselstein. 1,5 km S von Obermaiselstein. Fußweg mit ca 30 min von Obermaiselstein oder Hirschsprung. In den Allgäuer Alpen. (47.4360115, 10.2352466) |
Öffnungszeiten: |
AUG bis OKT täglich 9:30-16:30. NOV bis JUL anscheinend geheim. [2024] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 5, Kinder (6-14) EUR 3, Kinder (5) frei, Hörnerdörfer Card frei. [2024] |
Typ: | Karsthöhle, Spaltenhöhle Aktive Wasserhöhle Mittlere Kreide (Schrattenkalk, Helvetikum) |
Licht: | LED Farbiges Licht |
Dimension: | L=460 m, HU=74 m, A=978 m N.N., T=4 °C. |
Führungen: |
L=574 m, St=360, HU=60 m, D=45 min, MinAge=4.
V=3,000/a [1906] V=45.000/a [2003] V=50,000/a [2023] |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: |
J. Tauser (1955):
Sturmannshöhle, der Schwarzenberg, Obermaiselstein, unweit Oberstdorf im Allgäu,
Kempten.
Heinz Jürgen Goeres, Alexander Müller: Sturmannshöhle im Schwarzenberg bei Obermaiselstein, Obermaiselstein. Klaus Cramee (1975): Die Sturmannshöhle, Reihe: Kleine Schriften zur Karst- und Höhlenkunde, Band 16, 1975. Dr. J. Oertel (1877): Die Sturmannshöhle bei Ober-Maiselstein, In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1877, Band VIII, S. 125–130. google Dr. J. Oertel (1878): Die Sturmannshöhle bei Ober-Maiselstein im Algäu, In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1878, Band IX, S. 229–236. google |
Adresse: |
Sturmannshöhle Obermaiselstein, Haubenegg, 87538 Obermaiselstein, Tel: +49-8326-38309.
obermaiselstein@hoernerdoerfer.de
Gemeinde Obermaiselstein, Am Scheid 18, 87538 Obermaiselstein, Tel: +49-8326-385053. info@sturmannshoehle.de Tourismus Hörnerdörfer GmbH, Am Anger 15, 87538 Fischen i. Allgäu, Tel: +49-8326-3646-0. info@hoernerdoerfer.de |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1815 | erster schriftlicher Bericht eines Versuchs des Allgäuer Heimatforschers Dr. Geiger in die Höhle einzudringen. |
1854 | Befahrung durch Dr. Gross. |
1877 | Dr. J. Oertel und Mitglieder des Alpenvereins erbauen einen Weg zur Höhle und bauen Dielen und Leitern in die Höhle. |
1886 | Befahrung. |
1904 | Befahrung bis zum Höhlensee durch den damaligen Obermaiselsteiner Lehrer Franz Xaver Epplen. |
1905 | ausgebaut durch den neugeründeten Höhlenbauverein. |
23-JUL-1905 | Schauhöhle eröffnet. |
1965 | Tauchversuch im Höhlensee durch A. Wunsch. |
01-JAN-2008 | Naturpark Nagelfluhkette eingerichtet. |
Die Sturmannshöhle befindet sich oberhalb des Ortes Obermaiselstein, am Fuß der nördlichen Kalkalpen. Vom Ort ist sie durch eine 30-minütige Wanderung zu erreichen. Eine Fahrstraße führt bis zur Höhlenkasse, von wo aus der Höhleneingang in 10 bis 15 Minuten erreichbar ist. Der Höhleneingang liegt in einer Felswand, der Weg führt in Serpentinen zum Fuß der Felswand von wo aus überdachte Holzstege bis zum Höhleneingang führen.
Das Gestein der Sturmannshöhle, fossilienreicher Schrattenkalk aus der Kreidezeit, wurde bei der Auffaltung der Alpen (Orogenese) um mehr als 90 Grad gekippt. Deshalb entstand die Höhle entlang einer annähernd senkrecht fallenden, überkippten Schichtfuge! Der Höhlenquerschnitt ist fast auf der ganzen Länge spaltenförmig.
Im hinteren Teil der Höhle, der rund 60 m tiefer liegt als der Eingang, fließt ein Höhlenbach. Hier ist die Höhle noch aktiv und die Fortsetzung ist aufgrund zahlreicher Siphone nicht erforscht. Das Wasser des Höhlenbachs tritt in der Fellbachsursprungshöhle wieder zutage. Dies wurde durch Färbversuche nachgewiesen. Die Karstquelle hat eine mittlere Schüttung von 15 l/s, das Wasser eine Temperatur von 4-6 Grad Celsius.
Der hintere Teil der Sturmannshöhle hat eine sackartige Form und bildet so eine typische Kältefalle. Durch die große Höhe über dem Meer und die damit verbundenen niedrigeren Temperaturen hat sich am tiefsten Punkt der Höhle lange Zeit ein Eisrest von einigen Kubikmetern Volumen erhalten. Eine Untersuchung des Polleninhalts ergab ein Alter von ungefähr 20.000 Jahren. Dies ist die Zeit der letzten Eiszeit, der Würm-Eiszeit. In den letzten Jahren ist dieser Eisrest jedoch vollständig geschmolzen.
Der Name der Höhle geht wahrscheinlich auf das mittelhochdeutsche Wort Sturmatz zurück, das soviel wie Lärm oder Getöse heißt. Von der Sturmannshöhle handeln mehrere Sagen. Eine berichtet von einem Schatz, eine andere von Wilden Fräulein, die in der Höhle gehaust haben sollen. In den letzten Jahren wurde der Weg von der Kasse zur Höhle mit großen Tafeln zu einem Sagenweg gestaltet. Auf dem Weg zur Höhle kann man diese Sagen lesen.
Die Sage vom Goldschatz
Die alten Leute erzählen von einem unglaublichen Goldschatz.
Es ist ein Fass voller goldener Dukaten, und wer es heben könnte, würde ein reicher Mann werden.
Über dem Fass hängt jedoch ein Felsbrocken an einem dünnen Faden, und wer es wagt, danach zu greifen, wird von dem Stein erschlagen.
Andere erzählen von einem Drachen, der im Schwarzenberg lebt und den Stein auf Abenteurer herabfallen lässt.
Wieder andere wissen von einer sündigen Seele - einem Männlein, das zur Buße auf ewig im Bauch des Berges sitzt und Goldmünzen aus der Manteltasche in die Hosentasche zählen muss, immer und immer wieder, und die Zahl stimmt nie.
Die Sage vom Spiegel
Die alten Leute erzählen, dass ein Bauer einst einen Spiegel fand.
Er hob ihn auf und sah den Berghang und den Wald auf dem Schwarzenberg.
Die Bäume im Wald waren voller Zapfen aus purem Gold und leuchteten in seinen Augen noch prächtiger als funkelnde Eiszapfen im Winter.
Er sah ein kleines Männchen, das emsig die goldenen Zapfen in einem schweren Sack sammelte.
Als der kleine Mann seinen Beobachter erkannte, bat er ihn, den Spiegel wegzuwerfen, sonst würde er sterben.
Der fromme Bauer tat, wie ihm geheißen, und die goldenen Zapfen verschwanden in Windeseile.
Doch er musste seine gute Tat nicht bereuen, denn das
Venedigermännle
schenkte ihm zum Dank einen dicken Goldzapfen und der Bauer und seine Familie haben seitdem keine Not mehr gelitten.
Die Sage von den Wilden Fräulein
Die alten Leute sagen, dass die Wilden Fräulein an den Hängen des Berges lebten.
Sie wurden zu Unrecht so genannt, denn sie waren freundlich und gut zu allen.
Ihre Namen waren Maringaa, Tschudre Mudre, Stuzze Muzz und Ringgede Bingge.
Sie waren in vielen Dingen geschickt, sie waren bekannt für ihre fein gewebten Tücher, doch kaum einer bekam sie jemals zu sehen.
Aber manchmal brauchten sie die Hilfe der Menschen.
Eines Tages fanden die Bauern ein Schäfflein (ein Eimer), von dem mehrere Reifen abgefallen waren.
Sie dachten wohl, er gehöre den Wilden Fräulein, ließen ihn reparieren und stellten ihn wieder an den Ort, an dem sie ihn gefunden hatten.
Am nächsten Tag fanden sie an der gleichen Stelle eine Schale mit süßen Küchle als Dank.
Die Wilden Fräulein sind in der Gegend weit verbreitet, fast jede Ortschaft hat ihre eigene Sage. Es gibt sogar einen Berg, der nach ihnen benannt ist. Man muss sie sich wohl als eine Art Alpen-Feen vorstellen. Normalerweise waren sie recht scheu, nur der Rauch ihres Kochfeuers war an abgelegenen Orten zu sehen, aber es gab auch andere Kontakte, einschließlich Heirat.
Die Erforschungsgeschichte beginnt mit diversen wenig erfolgreichen Versuchen. Der Landgerichtsarzt Dr. Geiger war auch Heimatforscher, und er war der Erste, der 1815 den Versuch wagte, in die Sturmannshöhle vorzudringen. Doch er kam nicht weit, da gleich nach dem Eingang mehrere senkrechte Abgründe kamen, die er nicht überwinden konnte. Im 19. Jahrhundert gab es noch keine Ausrüstung zum Abseilen, erst recht nicht zum Wiederaufstieg, so musste er unverrichteter Dinge wieder gehen. Und er war nicht der einzige, im Laufe des 19. Jahrhundert gab es mehrere erfolglose Versuche. Einige davon wurden mit großem Aufwand durchgeführt und umfassten den Bau eines Weges mit Dielen zum Höhleneingang sowie Dielen über die Abgründe im oberen Gang und Holzleitern für den Abstieg. Aber sie waren nicht in der Lage, zum Höhlenfluss hinabzusteigen, der nur im Frühjahr zu hören war. Der Revierförster Wacker aus Fischen, wäre bei seiner Untersuchung der Höhle sogar beinahe erstickt, "da seine Begleiter sich einfallen ließen, am Höhleneingang ein Feuer zu entzünden". Erst 1904 konnte eine Gruppe bestehend aus dem Pfarrer Janser, dem Lehrer Franz Xaver Epplen, einigen Landwirten und dem Schmied ein wenig mehr erkunden. Sie seilten Hans Rietzler vorsichtig ab, der mit einer Fackel bis zum Höhlenbach vordringen konnte. Er ist also der eigentliche Entdecker der Höhle. Doch wieder war die Erkundung schwierig und ging nur langsam voran, umso mehr Interesse erregten sie in der Öffentlichkeit. Die Obermaiselsteiner Männer erkannten das Potenzial, überwanden rechtliche und finanzielle Schwierigkeiten, und gründeten den Sturmannshöhlenverein um die Höhle zur Schauhöhle auszubauen. Und bereits ein Jahr später wurde die Höhle eröffnet. Die Wege bestanden aus Holzstegen und die Beleuchtung erfolgte mit 200 Lampions. Später wurde elektrisches Licht eingebaut, und inzwischen wurde dieses durch eine moderne LED Beleuchtung ersetzt. Die Treppen und Stege bestehen inzwischen aus stabilen Gitterrosten und verzinkten Eisengeländern, die die jährliche Überschwemmung problemlos überstehen.
Die Höhle hat inzwischen, wie viele Schauhöhlen nach der Pandemie, ein Onlinebuchungssystem. Allerdings werden darüber lediglich Reservierungen verwaltet, die Karten müssen weiterhin an der Kasse in bar bezahlt werden. Wer reserviert hat sollte 30 Minuten vor der Führung bezahlen, sonst erlischt sein Vorrang. Wer zu früh kommt, kann allerdings auch, wenn Plätze verfügbar sind, bei einer früheren Führung mitgehen. Dummerweise haben die Betreiber die extrem kundenfeindliche Angewohnheit angenommen, nur noch die aktuellen Öffnungszeiten anzugeben. Immerhin werden die Öffnungszeiten fürs nächste Vierteljahr "erwähnt". Allerdings war es nicht möglich herauszufinden was danach kommt. Wir können leider nur vermuten, dass die Höhle auch weiterhin ganzjährig geöffnet ist. Dies war schon früher eine Besonderheit und da die Region auch Skigebiete besitzt, ist die Zahl der Besucher im Winter recht ansehnlich. Möglich ist das nur, weil die Höhle kein Fledermausquartier ist. Und noch ein ärgerlicher Punkt: die Höhle hat inzwischen farbiges Licht. Gott sei Dank nur ganz am Ende, aber es wäre sicherlich besser gewesen sie hätten darauf verzichtet.