Neischlhöhle


Touristische Informationen:

Ort: Südwestecke des Botanischen Gartens, Unversität Erlangen.
(49.599019, 11.005952)
Öffnungszeiten: APR bis SEP So 14-16.
[2021]
Eintrittspreise: frei.
[2021]
Typ: SubterraneaHöhlenreplik SubterraneaGrotten
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=25 m, H=5 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Dr. phil. Adalbert Neischl (1904): Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg, J. L. Schrag.
Adresse: Neischlhöhle, Freundeskreis Botanischer Garten Erlangen e. V. (FBGE), Loschgestraße 1-3, 91054 Erlangen.
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Geschichte

1904 Dissertation von Adalbert Neischl.
1906 Nachbildung einer Jurahöhle auf der "Bayerischen Jubiläums-Landes-Ausstellung" im späteren Nürnberger Luitpoldhain.
04-NOV-1907 Höhle im Botanischen Garten eröffnet.
1940er Höhle verfällt.
2005 Renovierung durch den „Freundeskreis Botanischer Garten Erlangen“.
2007 Wiedereröffnung.

Bemerkungen

Die Neischlhöhle ist eine Nachbildung einer Karsthöhle aus der Fränkischen Schweiz, die im botanischen Garten der Universität Erlangen erstellt wurde. Man kann sie als eine Gartengrotte betrachten, eine sehr beliebte Verschönerung für Gärten im 19ten Jahrhundert. Da es sich jedoch um eine sehr realistische Reproduktion einer Karsthöhle handelt, haben wir sie als Höhlenreplik klassifiziert. Benannt ist sie nach ihrem Erbauer Dr. phil. Adalbert Neischl (1853–1911), der Geologe gilt als Begründer der modernen wissenschaftlichen Höhlenvermessung in Franken. Seine Forschungen in der Fränkischen Schweiz fasste er in seiner Dissertation mit dem Titel Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler 1904 zusammen. 1906 erstellte er für die "Bayerische Jubiläums-Landes-Ausstellung" im späteren Nürnberger Luitpoldhain eine Nachbildung einer Jurahöhle. Er schenkte sie anschließend der Universität Erlangen, aus dem Wunsch heraus, den geologischen Aufbau langzeitig zu erhalten.

Die Universität zierte sich damals allerdings ganz erheblich das Geschenk anzunehmen. Es scheint, dass die Professoren Angst vor Folgekosten hatten. So fragte die Universitätsverwaltung erst bei der zuständigen Regierungsbehörde, damals das Innenministerium, nach, ob sie das Geschenk annehmen dürfe. Erst als Neischl auch die Kosten für die Verlegung nach Erlangen übernahm, konnte sie aufgebaut werden. Und schließlich übergab Neischls Witwe im Jahre 1911 der Universität sogar noch 5.000 Mark für den Unterhalt der Anlage. In damaliger Zeit war das eine erhebliche Summe die heute einer Kaufkraft von 20,000 € entspricht.

Adalbert Neischl war Berufssoldat und erreichte den Dienstgrad eines königlich bayerischen Majors. Im Jahr 1900 wurde er als Bataillonskommandeur nach Erlangen versetzt. Er war Mitglied der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (NHG) und erforschte die Höhlen in der Fränkischen Schweiz, vor allem die Teufelshöhle und die Sophienhöhle. Dabei war er der Erste, der moderne Vermessungsmethoden in den Höhlen anwendete und damit äußerst genaue Höhlenpläne erstellte. Nach seiner Pensionierung schrieb er darüber seine Dissertation und promovierte damit an der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen. 1907 wurde er zum Ehrenmitglied der NHG ernannt. Er starb im Jahr 1911 im Alter von 58 Jahren.

Die Neischlhöhle oder auch Neischl-Grotte war als Replik einer realen Karsthöhle gedacht. Damit sollte auf kleinem Raum und leicht zugänglich die Formenvielfalt und die geologischen Grundlagen der Höhlen dargestellt werden. Damit ist diese Replik einmalig, weil sie weder auf Höhlenmalereien noch auf eine reale Höhle ausgerichtet ist. Vielmehr werden geologische und mineralogische Grundlagen erklärt. So werden die häufigsten Formen von Tropfsteinen äußerst realistisch dargestellt, Stalaktiten, Stalagmiten, Sinterröhrchen und sogar Sinterbecken. Damit ist sie auch ein Zeichen erheblichen handwerklichen Geschicks. Eine geologische Wand stellt die Schichten des Frankenjuras mit den originalen Steinen maßstäblich verkleinert dar. Zudem ist die Höhle ganz passend in die botanischen Abteilungen Hang-Buchenwälder der Alb und Fels- und Trockenrasenpflanzen der Albhochfläche integriert. Neben ihrem ästhetischen und wissenschaftlichen Wert ist sie didaktisch wertvoll und ein historisches Denkmal.

Unglücklicherweise wurde die Höhle mit einem Grundgerüst aus Holzbalken erstellt. Holz ist jedoch bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht lange haltbar und so stürzten nach einiger Zeit die Aufbauten, die an die typischen fränkischen Dolomitfelsen erinnerten zusammen. Auch die Höhle selbst wurde in Mitleidenschaft gezogen. In den 1940er Jahren wurde die Höhle durch eine Betondecke notdürftig gesichert, ihr Verfall schritt jedoch voran. Aufgrund der hohen Kosten wurde die Höhle jedoch nie saniert und verfiel langsam aber stetig. Daran änderte auch die Einstufung als wertvolles Baudenkmal erst einmal nichts. Erst 2005 übernahm der Freundeskreis Botanischer Garten Erlangen die Höhle für 30 Jahren und investierte 250,000 € in die Sanierung. Die alte Höhlenkonstruktion wurde freigelegt und mit einer neuen Außenhülle aus Beton überbaut. Die Dolomitfelsen wurden jedoch nicht rekonstruiert. 100 Jahre nach ihrer Errichtung wurde sie wieder für Besucher zugänglich gemacht.